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Lüders, Tanja

Erfahrungsberichte > Archiv
Guadalupe, 02. - 27. Oktober 2017

Am 29. September 2017 bin ich mit der Lufthansa von Frankfurt nach Panama geflogen und im Anschlussflug von Panama mit Copa Airlines nach Quito. Allerdings habe ich mir den Luxus gegönnt, im neuen Deluxe Wyndham zu übernachten. Der Busshuttle zum Flughafen erfolgte alle 30 Minuten und in ca. 7 Minuten war ich da. Mit dieser kurzen Übernachtung ging es dann weiter von Quito nach Loja. Am Flughafen wurde ich von einem durch die Clinic organisierten Taxi abgeholt. Ich würde diese Möglichkeit des Transportes und der Abholung beim ersten Besuch möglichst vorziehen. Allerdings ist es mit der Buslinie mit fünf Stunden Fahrzeit und zweimal umsteigen natürlich Preisgünstiger nach Guadalupe zu kommen. Ich bin nach drei Stunden angekommen und wurde gleich von Amanda, der Klinikorganisatorin herzlich in Empfang genommen.
                     
Sie zeigte mir in der Residencia mein zukünftiges Zuhause, und ich war begeistert von dem mir präsentierten europäischen Standard. Jede/-r Voluntär/-in hat ihr/sein eigenes Zimmer mit warmen Duschwasser. Die Küche und der Aufenthaltsraum werden gemeinsam genutzt. Es gibt eine Reinigungskraft und eine Köchin, eine Waschmaschine, Bügeleisen und Bügelbrett. Ebenso sind Internet, Fernsehen, DVD Spieler, Fahrräder, eine Bibliothek mit Literatur in verschieden Sprachen und Gesellschaftsspiele für die langen Abende vorhanden. Der Ruhepol stellte für mich die riesengroße Terrasse mit einer umwerfenden Aussicht in die Berge dar.
Um 12.00 und um 18.00 Uhr wurden wir von Hermanas Maria, Alicia, Julia und Estella mit einem Gebet zum Essen eingeladen. Dafür wurde anschließend der Abwasch gemeinsam erledigt.
„Hable más despacio, por favor“ war mein Lieblingssatz, der mit viel Gelächter beherzigt wurde. Wir hatten viele nette Stunden zusammen.
Meine Arbeitsstage waren von Montag bis Freitag von 8.00 - 12.00 und von 13.00 - 17.00 Uhr. Trotz personeller Veränderung in der Klinik haben wir den Alltag gut gemeistert und selbst dem Ausfall der Absauganlage, den Kakerlaken, etc. getrotzt.
Gott sei Dank hat sich das staatliche Gesundheitssystem in Ecuador in den vergangenen Jahren sehr zum Guten verändert. Durch eine höhere Zahl von hiesigen staatlichen und nicht-staatlichen Zahnärzten und die Situation, dass kein Zahntechniker zur Zeit vor Ort war, schafften wir das Patientenaufkommen gut und zügig. Kein Patient musste unbehandelt nach Hause geschickt werden.
Die Gebisssituationen sind ähnlich wie in Deutschland. Je mehr Geld zur Verfügung steht und eine schulische Bildung vorhanden ist, desto besser ist die Situation im Mund und desto mehr zahnärztliche Behandlungen können sich die Menschen leisten und bezahlen. In Guadalupe und Umgebung haben die Menschen keine elektrische Zahnbürste. Die Handzahnbürste ist das Mittel der Wahl und jeder dritte junge Patient kennt die Zahnseide. Ähnlich wie bei uns ist die regelmäßige Umsetzung der Mundhygiene eine Verhaltensänderung, die man erst erlernen muss.Dementsprechend galt es auch hier in der Clinic die Volkskrankheiten Karies, Gingivitis und Parodontitits zu bekämpfen.
Ich war für meine „Limpiezas“ bestens ausgestattet:
Mir standen ein Cavitron Gerät, ein Ultraschallgerät von EMS, ca. 100 verschiedene Scaler und Küretten, Furkations- und PA-Sonden, Polierpasten und -kelche, Bürsten und versch. Fluoridmittel zur Verfügung.
Die Patienten waren für jeden Tipp dankbar und haben mich mit einem Lächeln oder einer Umarmung belohnt. Im Vergleich war die Zahnreinigung mit 10 US$ doppelt so teuer wie eine Füllung.  Oftmals waren sie mit ihrer Familie den weiten Weg gekommen und das Geld musste zwischen den Familienmitgliedern aufgeteilt werden. Aus diesem Grund freute ich mich besonders, wenn ich Zahnreinigungen durchführen durfte.
Es ist eine sehr große Hilfe, die entsprechenden zahnmedizinischen Vokabeln zu beherrschen. Ebenso sollte man sich mit Small-Talk mit allen Anwesenden unterhalten können. Ich möchte noch fleißiger Spanisch lernen und werde mein Ziel verfolgen, wiederzukommen und die Kinder in den Schulen und Kindergärten zu besuchen.
Denn nach Schulschluss sieht man fröhliche Kinder mit Lollis nach Hause gehen, die unterwegs zu Hauf in Läden verkauft werden. Oftmals sind dadurch schon Jugendliche mit Interimsprothesen in den Frontzähnen versorgt. Das systematische, regelmäßige Putzen und die Ernährungslenkung, wobei die leckere Obstvielfalt gewiss eine Rolle spielt, müssen noch weiter verinnerlicht werden.
Mit neuen Eindrücken und Kontakten zu Menschen, die ihr Leben anders leben als wir in Westeuropa, sind mir Möglichkeiten der eigenen Horizonterweiterung eröffnet worden.
 
Mariana war die Behandlungsassistenz für unsere Zahnärztinnen Irmgard Jansen und später für Gianna Köper. Ihr galt der besondere Dank für die nötigen Übersetzungen, der Entspannung und dem Lächeln während der Behandlungen und die Vermittlung zu ihrem Sohn Shimi. Durch ihn durften wir die Kultur und die Lebensphilosophie des indigenen Volkes der Saraguros im Norden kennenlernen und wurden sehr stolz und freudig mit der regionalen Kleidung und den Speisen empfangen. Wir haben einen Lehrpfad im Kräutergarten durch Franco und seiner Mutter besucht, eine Lagune betreten und das Handwerk eines Webers beobachten dürfen. Wir waren in einer Keramikfabrik und haben in einem Restaurant lecker gegessen. Jedoch habe ich die Spezialität cuy (Meerschweinchen) nicht gegessen, sonst habe ich mich jedoch an den kulinarischen Köstlichkeiten erfreut. Übernachtet hatten wir im Hostal Achik Wasi und fuhren mit dem Bus vier Stunden nach Hause.
Am nächsten Wochenende ging es dann in den Süden ca. 131 km nach Vilcabamba in die Hosteria Izhcayluma (www.izhcayluma.com). Beim Frühstück hat man eine atemberaubende Aussicht in die Berglandschaft. Die typisch bayrischen Spezialitäten habe ich nicht probiert aber der Wein und die Guacamole sind nur weiterzuempfehlen.
Die Yoga Stunde haben wir leider verpasst und somit tröstete ich mich mit einer Massage und einer Hängematte.
Ich habe in Guadalupe kleine Fahrradtouren unternommen und im Ort die Leute kennengelernt, Apfelkuchen gebacken und wenn es mir zu warm war, habe ich mich im Rio Cantzam abgekühlt. Den matschigen Hausberg habe ich zusammen mit Gianna und Josef (J. Thalhammer war unser Allgemeinmediziner in der Klinik) erklommen, dafür nochmals vielen Dank :-)
Am Sonntag habe ich die Messe von unserem neuen Padre José besucht, die mit viel geschmückten Blumen verziert war und mit Musik incl. einer Band begleitet wurde. Er stellte unser Team vor und rührte die Werbetrommel. Allerdings glaube ich, dass die Anwesenheit durch eine/-n Zahntechniker/-in noch effektiver gewesen wäre.
Einen Monat später musste ich meine netten Kollegen/-innen verlassen und war wieder bestens organisiert. Das Taxi (Lidas Ehemann Messias) war zügig und unterhaltsam unterwegs, die Flüge pünktlich und das Wyndham Hotel in Quito mit seinem Fitnessraum, dem Schwimmbad und dem Restaurant mit seinem sehr guten Service vervollständigte meine entspannte Heimreise. Ich flog über das kolumbianische Bogota nach Hause.

Ich möchte mich beim BDDH (Berufsverband Deutscher Dentalhygienikerinnen e.V.) für die finanzielle Unterstützung sehr herzlich bedanken und bin für die Hilfestellung während der Reiseplanungen des FCSM (Förderkreis Clinica Santa Maria e.V.) sehr dankbar. Wer nun, ebenso wie ich, eine neue Lebenserfahrung mit persönlichen und zahnmedizinischen Eindrücken erhalten möchte und losfliegen will, empfehle ich die Kontaktaufnahme zum Förderkreis.
Ich nehme die Einladung von Padre José gerne an und komme wieder!

Buen viaje, Tanja Lüders
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