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Peris-Renggli, Eva

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Huancarani, 06. September - 23. Oktober 2018

Hier werde ich ein bisschen über meinen fast-sieben-Wochen-Aufenthalt in Huancarani erzählen, mit eigenen Tipps für die Nachfolger zu fünf Themen:
PRAXIS
Die Praxis hat mir einen sehr guten Eindruck gemacht. Es gibt alles, was man als Material braucht: Röntgenraum, alle Sorten von Hebeln und Zangen, Endo Material, Ketac, Compo... Man kann mit deutschen Standards gut arbeiten.
Was mich wirklich schockiert hat, war der Zustand der Patienten, vor allem bei Kindern und Jugendlichen. Zerstörte Molaren bei 9-Jährigen sind nicht Einzelfälle, und 27-Jährige mit Prothese auch nicht. Was mich auch gewundert hat, dass ich als Spanierin nicht mit allen fließend kommunizieren konnte, da nicht nur alte Leute nur Quechua sprechen.
Die Patientenmenge ist unvorhersehbar, aber es ist fast immer sehr voll, meistens sind Patienten nach einer Sitzung noch nicht fertig. Wir hätten noch mehr machen können, aber es hat uns ein Techniker gefehlt. Die Patienten sind meistens unkompliziert, dankbar und sehr lieb, und es hat wirklich Spaß gemacht mit ihnen zu arbeiten.
FREIZEIT IN HUANCARANI
Die Arbeitszeiten in der Praxis sind von 8:30 bis 18:00 Uhr mit zwei Stunden Mittagspause, also gehen die Tage sehr schnell um. Etwa um 19 Uhr ist es schon dunkel und in Huancarani selber gibt es nicht viel zu unternehmen, aber es ist sehr schön, im Zypressen-Weg beim Golfplatz (Ja, erstaunlicherweise gibt es einen unbenutzten Golfplatz!) spazieren zu gehen. Andere Wege waren wegen der vielen Hunde unsicherer. Bolivien ist das Land der Hunde, überall gibt es Hunde und alle mögen sie.  
Ich war immer mit netten Leuten zusammen und hatte gute Bücher mitgebracht, also war es mir nie langweilig. Ich empfehle allerdings, gute Bücher mitzubringen und nicht zu vergessen, dass es kein WLAN gibt.
ESSEN
Adela kocht für die Voluntarios mittags und abends während der Woche. Sie ist eine gute und erfahrene Köchin und gibt sich Mühe. Also lobt sie, wenn sie etwas Leckeres gekocht hat und ermuntert sie, verschiedene Gerichte zuzubereiten. Allerdings ist Essen in Bolivien nicht so vielfälltig und „equal to Kartoffeln“, in jeder Art, in Suppe, gekocht, im Ofen...  Erwartet jeden Tag Kartoffeln zum Mittag- und Abendessen.
Aber wir haben es gut in Huancarani, die Stadt Quillacollo ist nur 2 Bolivianos und 20 Minuten mit dem Trufi (eine Art Taxi Bus) entfernt. Auf dem Markt gibt es absolut alles, was man sich gastronomisch wünschen kann: Avocados, leckere tropische Früchte, Brot, Käse... da kann man alles für ein vielfältiges Frühstück besorgen.
WOCHENENDE
Man ist nur einmal in Bolivien und deshalb will man etwas vom Land sehen, nicht wahr?
Salar de Uyuni: touristisch, aber ein Must. Wir sind am Freitag um 20 Uhr mit dem Nachtbus (auch wenn 18 Uhr steht, fährt er um 20 Uhr) von CBBA (Cochabamba) Terminal gefahren. Tickets kann man direkt im Terminal kaufen oder bei Ticketsbolivia.com. Wenn man um 6 Uhr morgens ankommt, kommen tausende von Touranbietern direkt an den Bus Stop, also ist es nicht nötig, eine Tour im Voraus zu buchen. Am Sonntagabend gibt es wieder einen Nachtbus und man kann direkt in Quillacollo austeigen. Tipp: warme Kleidung!
Pico Tunari: Für mich war das mein Lieblingsausflug, aber es ist anstregend und braucht eine gute Kondition. Pico Tunari ist 5050 Meter hoch und alle von uns haben die Höhe gespürt, zwei von uns haben sogar am Abend Fieber gehabt. Wir haben das Glück gehabt, den Trek mit dem Guide Remy zu machen (+591 6534 4272). Remy kommt aus Holland, wohnt seit 10 Jahren in CBBA und nie habe ich Jemanden gesehen, der so begeistert von Bolivien war wie er. Wenn ihr die Möglichkeit habt mit ihm eine Tour zu machen, macht das, aber normalerweise ist er voll ausgebucht.
Villa Tunari: 4 Stunden entfernt mit dem Trufi von CBBA (Parada de autobuses del trópico). Die Reise ist aufregend, denn alle 2 Minuten muss der Trufi einen LKW überholen, aber wenn man es überlebt, lohnt es sich. Man wechselt von den trockenen Bergen von CBBA in den Amazonas Dschungel. Wir haben im Dschungel ein Trekking mitgemacht und es war super! Man kann auch Rafting machen, schwimmen, oder einfach nur chillen. Tipp. Antibrumm mitnehmen.
Toro Toro: Auch ein Must! Reiseagenturen bieten Toro Toro tours für etwa 160 Dollar pro Wochenende an. Wir haben das allerdings selber organisiert, weil wir zu viert waren und es hat uns deutlich weniger gekostet. Wir haben ein Trufi von CBBA Avenida Republica genommen und in Toro Toro Dorf ein Hostal gebucht. Tours kann man vor Ort im Tourismus Center organisieren.
TIPPS
Visum: wenn man mehr als 30 Tage in Bolivien bleibt, muss man das Visum in CBBA Inmigracion verlängern, und zwar 27, 28 oder 29 Tage nach dem Stempel, den man bei Ankunft im Flughafen bekommen hat. Immer sagen, dass der Grund „reisen“ ist, und keine ehrenamtliche Arbeit!
Samstag Markt in Avenida America CBBA: jeden Samstagmorgen gibt es einen exklusiven Markt in dem reichen Stadtteil Cochabambas, da kann man deutsches Brot kaufen, Ceviche und bolivianische Köstlichkeiten essen. Mann fährt mit dem Trufi 260 oder 270 von Quillacollo (Haltestelle Avenida Villaroel Ecke Avenida America)
Telefon: Entel Karte im Flughafen kaufen und die monatlichen GB bezahlen.
Haushalt: Praxismaterial, Servietten, Gläser, Müllbeutel, und Haushaltssachen, wie Waschmittel, Toilettenpapier... sollte Ronald besorgen. Allerdings braucht er manchmal Wochen, bis er die Sachen bringt. Geduld und ihn mehrmals daran erinnern.
Abschließend möchte ich sagen, dass mir der Aufenthalt sehr gut gefallen hat, und dass ich in meiner kurzen Zeit bei den Patienten viel Wert auf Prävention gelegt habe, damit meine Arbeit auch langfristig Auswirkungen haben kann. Ich habe versucht, dass meine frisch approbierten Kolleginnen so viel wie möglich lernen konnten. Wenn ihr Fragen habt, könnt ihr mir gerne eine Email schreiben: evaperisrenggli@gmail.com
Alles Gute für die Nachfolger!
Eva Peris-Renggli
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