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Pohl, Clara

Erfahrungsberichte > Archiv
Huancarani, 10.03. - 04.04.2022
Wie schreibt man nun am besten einen Erfahrungsbericht, der EUCH potenziell neue Voluntarios interessiert und weiterbringt? Vor allem nach so vielen bereits wunderschön verfassten?
Ich probiers einfach mal:
Als ich letzten Sommer im Italienurlaub endlich den Entschluss fasste, mich im kommenden Frühjahr ehrenamtlich zu engagieren, fand ich schnell ein paar tolle Projekte aus Deutschland. Mit
dabei auch das Projekt in Huancarani von Dr. Ekkehard Schlichtenhorst. Nach einer E-Mail in der ich mein Interesse bekundete, bekam ich sehr schnell sehr viele Antworten auf all meine Fragen, um nicht zu vergessen auch diverse Merkblätter und Listen, mit denen sich ein Projekt-Neuling wie ich super schnell und einfach vorbereiten konnte. Dieser erste super organisierte Eindruck sollte mich für die Zeit während des Projektes nie verlassen…
Deswegen kann ich gleich vorweg greifen, dass dieses Projekt ideal geeignet ist für Zahnis, die zum ersten Mal einen Einsatz im Ausland machen oder generell einfach gerne verlässliche Pläne schmieden! Hier kann quasi nichts schief gehen!
Nach einer kleinen Eingewöhnungszeit an die Höhe (sind ja immer hin ca. 2.700m) wurde mir alles in der Praxis und ringsherum gezeigt. Zum Zeitpunkt meiner Ankunft war auch Ekkehard dort, sodass er mir persönlich alles erklären konnte.

Generell ist es immer so, dass min. eine/n erfahrene/n Zahnarzt/-ärztin vor Ort ist und das Consultorio(die Praxis) leitet. Dann gibt es noch 1-2 Student*innen, die unter Begleitung auch
selbst super viel an Erfahrungen sammeln können. Und dann arbeitet aktuell auch noch “Will” mit, der wirklich Gold wert ist, da er als Übersetzer fungiert, die Patientenaufnahme und Instrumentenaufbereitung übernimmt.
Es gibt geregelte Arbeitszeiten (jeden Tag vor/nachmittags, nur montags früh hat man frei) und die Mahlzeiten (mittags/abends unter der Woche) werden von der lieben Doña Adela zubereitet. Sie gibt sich wirklich große Mühe, besondere Vorlieben (z.B. vegetarisch) zu beachten und freut sich immer über ein Gericht, dass sie von einem lernen kann – ich hab zu meinem Abschied einen großen Kartoffelsalat gemacht, von dem sie begeistert war.
Man lebt in einer gemütlichen WG zusammen und hat eigene Zimmer. Also idealer kanns nicht sein! Die Arbeit an sich hat mir mega Spaß gemacht, denn die bunt gekleideten Cholitas und andere Dorfbewohner sind immer total einsichtig und dankbar. Man hat eigentlich keine Schwierigkeiten, Behandlungen zu planen und durchzuführen, und das nun bald sogar auf einer neuen Einheit!
Ich hätte mir die generelle Mundsituation tatsächlich viel schlimmer vorgestellt als sie meist ist. Man muss leider trotzdem oft extrahieren oder große Füllungen basteln, aber sogar Placas (einfache Prothesen) können wir mit einem/r Techniker/in herstellen. Das ist natürlich immer besonders schön für die Menschen, die seit Jahrzehnten nicht mehr richtig kauen konnten.
An den Wochenenden hat man frei und kann die Zeit nutzen, um Bolivien ein bisschen näher zu erkunden. Man muss allerdings wissen, dass die Straßen schlecht und holprig sind und man dadurch selbst für kleinere Strecken oft ewig braucht. Es lohnt sich natürlich am Ende trotzdem immer, aber manchmal möchte man auch einfach ohne Nachtbusse ein gemütliches Wochenende in der Region (Sipe Sipe mit täglichem Markt und Wanderrouten oder Cochabamba) verbringen.
Ich bin 3,5 Wochen im Projekt gewesen und hätte vorher nie gedacht, dass die Zeit so im Flug vergeht…mittlerweile kann ich mir doch vorstellen, dass man auch gut 5 Wochen dort arbeiten
kann!
Im Anschluss an das Projekt bietet sich auf jeden Fall eine Tour in die größte Salzwüste der Welt und deren Umgebung an. Das war für mich nochmal ein toller Abschluss, bevor meine Reise dann langsam in weitere Länder ging...

Ich hoffe ihr traut euch den Schritt auch, in diesem Projekt zu arbeiten, denn man tut den Menschen vor Ort wirklich etwas Gutes und wird dabei bestens vom ganzen Team unterstützt!

Clara Pohl (29)
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