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Wilfling, Moritz (Tunari)

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Tunari Peak 5.030 m (Februar 2023)

Der Cerro Tunari ist ein Gipfel gelegen in den bolivianischen Anden und recht gut erreichbar von Huancarani aus. Mit durchschnittlicher Fitness und ein wenig Zeit ist er sicherlich in 2 bis 3 Tagen machbar.

Mountain Guide
Man kann diese Tour mit Mountain Guides in mehreren Varianten angehen. Im Grunde bieten alle Agenturen das gleiche Programm an mit folgenden Varianten:
• 1-Tages Tour: Man fährt mit dem Auto auf ca. 4.500 m hinauf und besteigt von dort den Gipfel über eine von 2 Routen. Die einfachere der beiden Routen zeichnet sich durch ein etwas flacheres Höhenprofil aus. Die schwerere Route ist etwas steiler, aber keineswegs technisch anspruchsvoll. Der Aufstieg dauert vielleicht 2 bis 3 Stunden und man wird mit Getränken, Snacks, etc. versorgt.
• 2-Tages Tour: Start in Kaspi Cancha auf ca. 3.500 m. Man fährt bis Kaspi Cancha ebenfalls mit dem Auto und beginnt dann den Aufstieg auf ca. 4.500 m. Je nach Gruppengrösse sind mehrere Guides dabei, die das ganze schwere Equipment für einen tragen (sprich Zelt, Gaskocher, etc.). Man bekommt Snacks für beide Tage und es wird für einen gekocht. Den Aufstieg auf den Tunari am 2. Tag erfolgt jedoch über die östliche Route, welche etwas steiler und technisch ein wenig anspruchsvoller ist. Der Abstieg erfolgt nördlich bis zur Strasse, wo man mit dem Auto abgeholt wird und anschliessend ins Tal fährt (der Abstieg dauert max. 2h)
• 3-Tages Tour: Start Nähe Pairumani. Man startet also im Tal und dehnt somit die Tour auf 3 Tage aus. Der Ablauf ist ansonsten sehr ähnlich zur 2-Tages Tour. Eine der Agenturen ist zum Beispiel "Aventura de Altura": https://www.aventuradealturabolivia.com /serivicios Der Tour Guide Mario (von Aventura de Altura) führt unter anderem zusammen mit seinem Sohn diese Touren. Er spricht ganz gut Englisch und wirkt sehr erfahren. Er ist zudem Bergretter und kennt sich natürlich super in dem Gebiet aus. Man kann ihn auch direkt per WhatsApp erreichen unter +591 70741817 .
Auf der Website findet man eigentlich alle notwendigen Informationen inklusive Preise. Was jedoch meist fehlt ist eine Packliste (v.a. für die Mehrtagestouren). Daher hier eine kleine Übersicht was man selbst mitbringen sollte:
Sonnenschutz (Brille, Creme, Hut/Kappe)
Thermo Unterwäsche für die Nacht
Schlafsack (im Sommer reicht ein etwas dünnerer Daunenschlafsack)
Stirnlampe
Regenjacke
Rucksack (30L könnten ausreichen, wenn man einen Schlafsack mit kleinem Packmass hat)
Trekking Schuhe natürlich
Wasserflasche (1 bis 1.5L reichen bei der 2-Tagestour, da man entlang eines Flusses geht, an welchem man ständig Wasser nachfüllen kann)
Powerbank (sollte für 2 bis 3 Akkuladungen des Smartphones ausreichen)
Die Guides bringen alles andere (Isomatten, Zelt, Gaskocher, Snacks)
2 Tage Trekking (ohne Guide)
Mit Guide hat man natürlich eine seeehr gemütliche Tour. Alle die vielleicht schonmal ein längere Tour in z.B. den Alpen gemacht haben und ein wenig Erfahrung sowie Hausverstand mitbringen, können den Tunari aber auch sicherlich selbst bewältigen. Allerdings gibt es das ein oder andere zu beachten.
Anreise
Es ist definitiv keine schlechte Idee möglichst früh mit der Anreise zu beginnen. Man braucht zwar von Huancarani nur etwa 30-40 Minuten zum Startpunkt, aber je nach Jahreszeit, lohnt es sich ein wenig früher dran zu sein (gerade im Sommer ist es am Morgen deutlich angenehmer zu wandern, als in der Mittagshitze).
Von der Hauptstrasse aus nimmt man einfach ein Truffi in Richtung Quillacollo, steigt aber in Vinto aus. Aus Vinto heraus in Richtung Norden führt die Strasse "Avendia Pairumani". Diese Strasse entlang kann man nun entweder laufen bis Pairumani oder man nimmt wieder ein Truffi. In Anbetracht der doch recht langen Tagesetappe, kann man sich diese Strecke vielleicht sparen. Man fährt mit dem Truffi einfach bis zum Endpunkt dem "Camp Pairumani". Dies ist eine Art Naturpark und Camping Platz, den man durchqueren muss, bevor der richtige Aufstieg beginnt.
Route
Die Route habe ich hier in komoot geplant: https://www.komoot.com/tour/1045851070 Folgende Informationen dazu sind noch wichtig:
• nachdem man den Park in Pairumani durchquert hat, kommt man in eine Art Schlucht, durch welche ein ca. 3 bis 5 Meter breiter Fluss fliesst. Es bietet sich an so lange wie möglich auf der linken Seite des Flusses zu laufen (nicht wie in der komoot Route), bis es nicht mehr weiter geht. Es gibt fast keine Stellen, an welchen man den Fluss gut queren kann ohne nasse Füsse zu bekommen. Daher muss man früher oder später den Fluss an einer günstigen Stelle furten.
• Es gibt startend in Pairumani eine Route die links entlang der Schlucht führt (sieht man auch in Komoot). Diese Route ist allerdings (Stand Februar 2023) gesperrt!
• Beim Rückweg kann man sich den Schlenker beginnend oberhalb von Kaspi Cancha sparen. Landschaftlich zwar sehr schön, aber es gibt keinen richtigen Weg und man stolpert viel durchs Gelände. Wenn man am Ende der zweiten Tagesetappe keine Nerven mehr hat, ist es viel entspannter die Aufstiegsroute zurück zu laufen.
Akklimatisieren
Wenn man erst seit kurzem in Bolivien ist und noch keine sonstigen Wanderungen oder Sport gemacht hat, bietet es sich an ca. 1 Woche vor dem Aufstieg ein paar Tagestouren zum Akklimatisieren zu gehen (am besten mit Rucksack und ein bisschen Zusatzgewicht).
Was für mich gut geklappt hat, war 3 Tage nach der Ankunft eine 20km Tour auf ca. 3.500m: https://www.komoot.com/tour/1032760865 (landschaftlich wirklich sehr sehr schön und man kann sich ein paar alte Inka Ruinen ansehen)
2 Tage vor der Tour bin ich dann auf ca. 4.000 m aufgestiegen, nähe Kaspi Cancha (ebenfalls mit 20km Strecke).
Diese beiden Tagestouren haben zumindest mir auf jeden Fall sehr geholfen. Ich habe ab ca. 4.000 m die Höhe gespürt und mich wie leicht betrunken gefühlt. Mit einem Tag Pause dazwischen und einem erneuten Aufstieg auf 4.000 m war davon jedoch nichts mehr zu spüren. Nichts desto trotz waren die letzten 500 Höhenmeter auf den Tunari anstregend und haben mich auch 2.5h gekostet.
Wetter
Dieser Bericht geht von den Bedingungen im Februar aus. Wie es zu anderen Jahreszeiten aussieht, kann ich nicht sagen.
Im Allgemeinen sollte es Sommer relativ viel regnen. Die Niederschlagsmenge fiel aber im Februar 2023 sehr gering aus (vielleicht bleibt das bedingt durch den Klimawandel in den nächsten Jahren so). Ansonsten liegen die Temperaturen tagsüber zwischen 25 und 30 Grad. Am frühen Morgen hat es vielleicht angenehme 20 Grad.
In den Bergen sieht das Ganze natürlich wieder ein wenig anders aus. Insbesondere in der Nacht auf ca. 4000m wird es trotz der sommerlichen Temperaturen im Tal, sehr kalt. Ich hatte nur einen recht dünnen Sommerschalfsack und habe daher zum Schlafen Thermounterwäsche, eine Daunenjacke, meine Hardshell Jacke und dicke Socken gebraucht.
Wenn man ansonsten viel in Bewegung ist, reicht ein langärmliges Shirt und vielleicht noch ein Jacke darüber tagsüber aus.
Gefahren
Wenn man diese Tour ohne Guide auf eigene Faust angeht, sollte man sich folgender Gefahren bewusst sein:
• Pumas sind in der Bergregion um den Tunari wieder aktiver in den letzten Jahren. Pumas sind jedoch nicht dafür bekannt Menschen anzugreifen. Im Notfall kann man diese aber mit einer Notfall Fackel verscheuchen.
• Oberhalb von Laguna Cajon hat man das letzte mal Handy Empfang. Danach sind nur mehr Emergency Calls möglich. Es gibt in Bolivien eine Bergrettung (Search and Rescue Team) mit 200 Mitgliedern allein in Cochabama. Deren Nummer lautet: +591 62629999 . Ich weiss allerdings nicht ob das ein Notfall Nummer ist oder ob das lediglich die Nummer der Geschäftsstelle ist (bitte nochmal selber recherchieren)
• Gewitter sind natürlich immer eine Gefahr im Gebirge. Auf den Wetterbericht ist wenig Verlass. Oberhalb von Kaspi Cancha gibt es jedoch einige Felsbrocken unter denen man Zuflucht finden kann. Zusätzlich ist oberhalb von Kaspi Cancha ein kleines bewohntes Dorf. Im Notfall findet man vielleicht auch dort Zuflucht.
• Geröllfelder auf den letzten 500hm der östlichen Aufstiegsroute stellen eine Gefahrenquelle dar. Wenn man mit mehreren Personen unterwegs ist, sollte man natürlich aufpassen keine Steine loszutreten und entsprechend Abstand halten.
• Das Gestein ist sehr brüchig. Dies wird insbesondere auf den letzten 500 hm des Aufstiegs wichtig, da man dort z.B. über die ein oder anderen Felsbrocken "klettern" muss. Das Gestein bricht sehr leicht bei geringer Belastung. Zusätzlich sind in der Nähe von steilen Felswänden Steinschläge möglich.
Notiz am Rande:
Vor 2009 waren wohl die Narcos noch aktiv in der Tunari-Bergregion. Diese haben sich jedoch vollständig aus dem Gebiet zurückgezogen, man muss also diesbezüglich keine Sorgen haben.
Packliste
Powerbank
Kokablätter
zuckerhaltige Getränke und Snacks
Isomatte
Rucksack
Zelt
kleines Handtuch (falls man z.B. einen Fluss furten muss)
Erste Hilfe Päckchen
Wasserflasche (2l, man kann diese oberhalb von Kaspi Cancha am Fluss nachfüllen)
Camping Kocher + Gas Kartusche
Stirnlampe
Sonnenschutz
Schlafsack
Buff
Mütze
Handschuhe (dünnes Paar ausreichend im Sommer)
Regenjacke
warme Klamotten für die Nacht (Thermounterwäsche)
Daunenjacke als Second Layer
1 Paar dickere Socken
Verpflegung (Reis, Quinoa, Nudeln, Gemüse, Gemüsebrühe)
Bei einer 2 Tages Trekking Tour kann man ruhig auf Ersatzklamotten verzichten, um ein wenig Gewicht zu sparen. Vielleicht bietet sich hier Merino Bekleidung an.
Falls es noch Fragen gibt, könnt ihr mir gern jederzeit schreiben unter moritzwilfling@gmx.de
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