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Mattsson, Johan

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Huancarani, 07. - 26. November 2016

Nach Hilfseinsätzen in Eritrea (2013) und Sambia (2014) waren meine Frau und ich jetzt auf Südamerika neugierig. Durch Kollegen in BaWü wurden wir auf den „Förderkreis Clinica Santa Maria FCSM e.V.“ (www.fcsm.org) aufmerksam gemacht. Nachdem wir Kontakt aufgenommen hatten, wurde einen 3-wöchiger Einsatz in Bolivien in November 2016 vereinbart.
 
Am 4 November sind wir von Stuttgart über Madrid nach Cochabamba geflogen.  Wir sind am Tag darauf angekommen und nach einer Taxifahrt von einer Stunde waren wir in Huancarani, wo wir in den nächsten 3 Wochen arbeiten und wohnen würden.
 
Cochabamba ist die viertgrößte Stadt Boliviens mit  600.000 Einwohnern  und liegt auf  etwa 2.700 Meter Höhe. Huancarani ist ein Armenviertel mit etwa 150 Familien, die zwar Zugang zur medizinischer und zahnmedizinischer Hilfe haben, aber sich diese Behandlung meist nicht leisten können.
 
Hier in Huancarani betreibt eine Schweizer Stiftung eine große Einrichtung, in der sich FCSM um die zahnmedizinische Versorgung kümmert. Es gibt ein Behandlungszimmer, modern und voll ausgerüstet, sowie ein kleines zahntechnisches Labor und eine 3-Zimmerwohnung für die Volontäre.
 
Wir wurden sofort nach der Ankunft von Irene und Jörg Schreiber, die vor uns da waren, in allen wichtigen Routinen schnell eingeführt. Sie reisten danach ab und wir waren auf uns allein gestellt. Der Förderkreis hat aber sehr ausführliche Informationen und Richtlinien für Alles in einem Ordner gesammelt, bei Unsicherheiten konnten wir immer hier nachschlagen.
 
Zudem gab es in unserem Haus auch eine Wohnung für eine Familie, die sich um die meisten Arbeiten kümmert. Die Frau, Doña Adela, hat für uns während der Woche gekocht, es gab Reis, Nudeln und Kartoffeln jeden Tag, etwas langweilig, sie hat auch die Böden im Behandlungszimmer und im Wartebereich der Patienten sauber gemacht. „Unsere“ Wohnung, die Wäsche und alles was für das Behandlungs- zimmer und für die Patienten notwendig war, haben meine Frau, Jan und ich gemacht.
 
Wir haben gleich alles  durchgecheckt und am Montag ging es dann los. Wir waren zwar entsprechend vorbereitet, aber trotzdem schockiert über den Zustand der Zähne. Kinder und Erwachsene konsumieren Unmengen von gesüßten Getränke und Süßigkeiten. Als  Folge haben wir kaum kariesfreie Patienten vorgefunden, im Gegenteil, massiv zerstörte Milch- und Wechselgebisse.  Wir mussten sehr oft die Sechsjahresmolaren bei 7- bis 9-jährigen extrahieren und natürlich waren Extraktionen und große Füllungen die häufigsten Behandlungen. Milchmolaren wurden, wo es ging, als Lückenhalter gelassen. Wir konnten ab und zu endodontische Maßnahmen durchführen, aber es waren nur einzelne Fälle. Natürlich haben wir versucht, mit Zahnreinigungen, Aufklärung und Prophylaxe das Bewusstsein für Zahnhygiene zu fördern, aber es scheint sehr schwierig, Verständnis dafür zu finden.
 
Wir hatten das Glück, Jan-Hendrik, einen jungen Zahntechniker aus Hannover, zur gleichen Zeit dabei zu haben und konnten daher viele einfache Klammerprothesen und totale Prothesen anfertigen. Die Nachfrage nach ZE ist sehr groß aber leider gibt es noch Schwierigkeiten, genügend Zahntechniker für einen Einsatz zu begeistern.
 
Die Patienten müssen einen geringen Betrag für die Behandlungen aufbringen. Da wir sehr kostengünstig sind, und gute Arbeit leisten, locken wir auch Patienten, die besser situiert sind, aus den umliegenden Dörfern heran. Darüber sind die dort niedergelassenen Kollegen nicht glücklich, aber wir wollen und können nicht Patienten, die Behandlungsbedarf haben, abweisen.
 
In Bolivien gab es eine schwere Dürre, es hatte nur an 2 Tagen in der  Regenperiode geregnet und es herrschte Wassermangel. In den letzten 2 Wochen hatten wir fast nie fließendes Wasser, aber zum Glück gab es im Hof einen Brunnen, sodass wir die einfachste Hygiene aufrechterhalten konnten. Nach drei Wochen Arbeit kamen zwei junge, neu examinierte Kolleginnen, Wiebke und Leonie, um alles weiterzuführen. Wir haben einen Nachmittag zusammengearbeitet und dann haben meine Frau und ich unser Einsatz beendet und sind als Touristen weitergereist.
Johan & Susanne Mattsson
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