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Schellinger, Hans Joachim

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Huancarani, 25. Februar – 22. März 2019
Mein Abenteuer startete mit der Anreise am 22. Februar von Zürich über Madrid nach Cochabamba, mit Zwischenlandung in Santa Cruz. Alles verlief reibungslos, und so landete ich ziemlich pünktlich am Samstagmorgen um 6.30 Uhr. Ich wurde von Herbert Adler und Henry, dem Sohn von Doña Adela, abgeholt. Nach gut einstündiger Fahrt erreichten wir das Consultorio. Unterwegs durch Cocabamba und Quillacolla bekam ich die ersten Eindrücke von einem mir bis dahin unbekanntem Land. Überall pulsierte das Leben und herrschte große Betriebsamkeit.
Ich bezog mein Zimmer und richtete mich häuslich ein. Nach einer kurzen Verschnaufpause (1 Runde Schlaf) ging es zusammen mit Herbert und Ekkehard auf Besichtigungsrunde.

Neugierig war ich natürlich auf das Labor. Es schien auf den ersten Blick gut eingerichtet. Im Laufe meiner Tätigkeit stieß ich dann doch auf ein paar Dinge, welche verbesserungswürdig sind:
  • So entdeckte ich in einem nicht beschrifteten Behälter einen Vorrat an Gips (weiß und gelb).
  • Die Aufhängung für die Pressluftpistole habe ich an einen ergonomisch günstigeren Platz, nämlich weiter nach vorne, und somit griffbereit, verlegt.
  • Was mir persönlich fehlt wäre ein Feilkloben am Tisch.
  • Der Arbeitsstuhl müsste dingend instandgesetzt werden, da er schier auseinanderfällt.
  • Nötig wäre auch ein Parallelometer, um die Klammerzähne ordentlich vermessen zu können, was wegen präziserer Einschubrichtung für die Placas das Eingliedern derselben einfacher machen würde.
  • Ein erheblicher Mangel sind schlecht funktionierende Artikuatoren. Sie müssten gewartet werden, und vor allem fehlt es an Eingipsplatten in ausreichender Stückzahl.
  • Ebenfalls für notwendig halte ich einen guten Zahnsteinlöser.
  • Das größte Problem ist das Zahnlager. Man müsste viel Zeit investieren, um es auf Vordermann zu bringen. Unbrauchbare Zähne (z.B. Porzellanzähne und ähnliche Altlasten) müssten aussortiert werden, und eine Sortierung nach Farben ist dringend notwendig. Die würde viel Zeit bei der Zahnauswahl einsparen.
Trotz all dieser Verbesserungsmöglichkeiten lässt es sich dennoch gut arbeiten, sobald man sich ein paar Tage mit allem vertraut gemacht hat, und man besser strukturiert ist.
Neben der Arbeit hat man aber auch noch die Wochenenden, die man für Ausflüge nutzen sollte, um mehr von Land und Leuten zu sehen.
Unser erstes war ein verlängertes Wochenende wegen Feiertag am Fasnachts-Montag, und so für eine längere Tour prädestiniert. Geplant war es zu dritt. Herbert ist leider krankheitsbedingt ausgefallen, und so flog ich zunächst mit Maria Müller zusammen nach La Paz. (3.600 m ü.M.) Nachdem wir ein Hostel (empfehlenswert Onkel Inn) klargemacht hatten, ging es auf Stadtbesichtigung, wo vieles zu entdecken war. Für den nächsten Tag entschieden wir uns für eine geführte Citytour. Wir hatten Glück, und erwischten einen Guide, der englisch sprach. Wir begannen mit der Besichtigung der Basilika San Francisco, einem imposanten Bauwerk des Andenbarocks, 1784 errichtet, und von indigenen Steinmetzen mit einer reich verzierten Fassade versehen. Es folgte ein Spaziergang durch die Museumsgasse, besuchten den größten Friedhof der Stadt und erhielten einen Einblick in Bestattungsriten und Gebräuche. Nicht weniger interessant waren die Wandmalereien mit durchweg okkulten Themen. Danach ging es mit einer Kabinenseilbahn (Teleférico) hinauf in die Oberstadt, dem Altiplano (4.000 m ü M.). dort besuchten wir den `Hexenmarkt`, der fast ausschließlich von Einheimischen frequentiert wird, und erfuhren viel über Sitten und Gebräuche. Interessant war auch der Besuch bei einem Wahrsager. Für kleines Geld las er und die Zukunft aus Cocablättern.
Am Montag und Dienstag stand der Titicacasee auf dem Plan. Nach längerer Fahrt kamen wir in Puno (Perú) an. Mit dem Schiff ging es weiter zu den schwimmenden Inseln, den Islas Flotantes. Dort bekamen wir Einblick in das Leben der Inka-Nachfahren auf den Inseln. Wir besichtigten die Hütten und bekamen erklärt, wie der Aufbau der Inseln aus Totoraschilf besteht. Danach ging es weiter nach Copacabana, und von dort per Schiff auf die Isla del Sol. Nach sehr steilem Aufstieg über die alte Inkatreppe bezogen wir das Hostel CASA DEL SOL (sehr empfehlenswert ). Danach erklommen wir den Gipfel der Insel, von wo wir einen herrlichen Blick über den See und auf die Berge am Festland hatten. Nach einem leckeren Essen (Forelle Müllerin) im Restaurant "Pachamama" ging es zurück ins Hostel.
Am Dienstag machten wir uns auf zur Isla de la Luna und besichtigten einen Inka Tempel bei Chinkana. Er bestand einst aus drei Gebäuden, von denen nur noch teilweise die Mauern zum Innenhof erhalten sind. Im ersten Gebäude befand sich das Refugium, das zweite war für die Astrologie. Man beobachtete dort nicht etwa die Sternbilder, sondern kommunizierte mit einem bestimmten Stern über eine auf diesen ausgerichtete Wasserschale, um von dort Wissen zu erhalten. Dann ging es zurück nach Copacobana, und von dort mit dem Taxi nach La Paz, mit dem Flieger zurück nach Cochabamba und mit einem Trufi (eine Art Sammeltaxi) a la casa.

Für das folgende Wochenende hatte uns Ekkehard nach Sucre eingeladen, um die mobile Einrichtung des FCSM zu besichtigen. Am Freitag um 20 Uhr bestiegen wir den Nachtbus und kamen am Samstagmorgen um 5.30 Uhr in Sucre an. Ekkehard führte uns zum Hostal Corona Real, wo wir unser Quartier bezogen. Dann gab es erst einmal Frühstück mit Empanadas (Teigtaschen) und API (warmes Mais- Brombeergetränk). Anschließend ging es auf Stadtbesichtigung, unter anderem zum höchsten Punkt der Stadt mit bester Aussicht, in die Altstadt mit historischen Gebäuden (u.A. Casa de la Libertad, Kathedrale und Palazio Gobierno, Templo Recoleta, und Museo de Arte Indigena). Am Abend folgten wir Ekkehard´s Einladung zu einem üppigen, typisch bolivianischen Abendessen.
Am Sonntagmorgen gab es nochmals ein kurzes Frühstück. Dann machten wir und erneut auf zur weiteren Besichtigung der "Weißen Stadt", wie sie auch genannt wird, wegen der vielen in weiß gehaltenen Kolonialgebäude. Sonntag Abends um 21 Uhr ging es mit dem Cama-Nachtbus zurück. Am Montagmorgen um 7 Uhr waren wir wieder en la casa.

Das letze Wochenende ging es Freitagnacht mit dem Flugzeug nach Tarija, einer sehr gepflegten Stadt, nahe der Grenze zu Argentinien. Angekommen im Hotel "Los Ceibos" bezogen wir unser Zimmer. Samstag morgens ging es auf die Routa del Vino Y Singani. Wir besuchten die Bodega Kohlberg mit Weinprobe, die Bodega Campos de Solana, die Bodega Casa Real mit einem erfrischenden Drink aus Singani und Ginger Ale und die Casa Vieja mit einer weiteren Weinprobe. Von dort fuhren wir weiter zum Stausee San Jacinto. Wir hatten eine tolle Aussicht über den See und auf der anderen Seite in ein Canyon-artiges Tal. Zurück in Tarija ging es nach einem erfrischenden Bad im Pool des Hotels in ein Steakhaus (Plato del Gringo). Wir hatten ein hervorragendes Rindersteak nach argentinischer Art.
Anderen Tag erkundeten wir die Sehenswürdigkeiten der Stadt, unter anderem das Castillo Azul, die Casa Dorada, eine Kathedrale der Jesuiten von 1810, sowie die Plaza Uriondo, einer schönen Parkanlage mit Denkmal und Brunnen. Sonntagabend um 20 Uhr flogen wir zurück nach Cochabamba. Gegen 22.30 Uhr waren wir zurück im Consultorio.

Mein Fazit: Es war eine beeindruckende Zeit, sowohl was die Arbeit, als auch das Land betrifft. Man bekommt einzigartige Eindrücke von der Freundlichkeit der Menschen, und auch der Geduld und Dankbarkeit der Patienten, selbst wenn man nicht besonders gut spanisch spricht, so wie ich. Mimik und Gestik sagen oft mehr als Worte. Ich kann nur jedem empfehlen, sich auf diese Abendteuer einzulassen.

Hans Joachim (HaJo) Schellinger
                           
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