Huancarani 13.-31.Oktober 2014
Das tägliche Leben:
ANKUNFT: Nach unserer
Ankunft in Cochabamba trafen wir Ronald am Flughafen, er begrüßte uns
sehr freundlich, sprach super verständliches Spanisch und fuhr mit uns
Lebensmittel einkaufen. Danach brachte er uns nach Huancarani und zeigte
uns die Wohnung und die Praxis. Die Wohnung war gemütlich und gut
ausgestattet, zusammen mit uns wohnten noch zwei liebe Voluntäre, die
mit den Kindern der Pirwa arbeiteten und mit denen wir eine schöne Zeit
verbrachten.
Bolivien ist im Vergleich zu Deutschland ziemlich
chaotisch, dafür sehr aufregend, lebendig und bunt. Vieles funktioniert
nicht auf Anhieb aber darüber ärgert sich dann auch keiner. Es ist mit
Abstand billiger als seine Nachbarländer und gerade Cochabamba ist eine
der günstigsten bolivianischen Städte – also Shoppen lohnt sich!
PIRWA:
Doña Adela, die „Hofdame“ und ihre Familie waren sehr liebenswert, nur
beim Essen kamen wir nicht immer gut weg, denn sie sparte bei den
Portionen ein wenig. Mittags gab es immer Suppe und abends ein Gericht
mit Reis, Kartoffeln und Gemüse, Salat und manchmal ein wenig Fleisch.
Zwischenmahlzeiten waren auf jeden Fall nötig, um den Tag nicht hungrig
zu verbringen bis zum Abend. Die Familie war stets sehr hilfsbereit als
wir z.B. Probleme mit der bolivianischen SIM-Karte oder einem Virus auf
dem USB-Stick hatten (lieber NICHT in Internetcafés den USB Stick
benutzen!).
HUANCARANI: Das Dorf selbst ist
unspektakulär mit unasphaltierten Straßen und Lehmhäusern, es ist von
wunderschönen Bergen umgeben. Zur Hauptstraße, von der die „Trufis“
fahren, sind es zu Fuß ca. 10 Min. Es sprach sich schnell herum, dass
neue „Dentsitas“ in der Pirwa waren, vor allem Kinder kamen auf uns zu
und waren neugierig, was die „Gringas“ so machen. Die erwachsene
Bevölkerung verhielt sich sehr zurückhaltend und eher verschlossen. Die
Hunde im Dorf waren tagsüber sehr unproblematisch und haben sich nicht
für uns interessiert, in der Dunkelheit transformieren sie jedoch und
können ganzschön aufdringlich werden. Mit Steinen bewaffnet konnten wir
sie dann aber immer gut in Zaum halten. Nachts herrschte ein ziemlicher
Geräuschpegel, durch bellende Hunde, Musik aus Nachbarhäusern, Hähnen
und sonstigen Tieren, wer einen leichten Schlaf hat, sollte also lieber
Oropax mitnehmen.
UMGEBUNG: In Cochabamba gab es
alles, was das Herz begehrt. Um nach Cochabamba zu gelangen brauchten
wir ca. 1 h, das haben wir deshalb nur am Wochenende geschafft. Wenn wir
unter der Woche etwas brauchten, sind wir nach Sipe Sipe gefahren, den
nächstgelegenen Ort. Dort gibt es die „Basics“: Lebensmittelmarkt,
Apotheke usw. Auch um eine Cola an der Plaza zu trinken und die
Einheimischen zu beobachten und von ihnen betrachtet zu werden, lohnte
sich der 10-Min.-Trip mit dem Trufi. Fragt vorher Doña Adela nach den
normalen Preisen und handelt, viele Bolivianer(innen) machen
Gringo-Preise.
AUSFLÜGE: An den Wochenenden machten
wir Trips mit der Runawasi Sprachschule, Janine rief uns unter der
Woche an und fragte nach, das war sehr unkompliziert.
SIM-KARTE:
Um das Smartphone nutzen zu können, kauften wir uns bolivianische SIM
Karten von ENTEL, die gibt es an jeder Straßenecke für 15 Bs zu kaufen
(ca. 1,50 Euro). Um sie zu aktivieren muss man allerdings mit seinem
Pass nach Cochabamba in den Haupt-Entel-Laden neben der Post und sich
dort registrieren lassen. Ab dann lief das mobile Internet billig und
problemlos.
Das Arbeitsleben:
Nach unserer Ankunft wies uns
Ronald in die Praxis ein. Er zeigte uns die Räumlichkeiten und einige
Gerätschaften und erklärte uns, dass alles Wichtige in dem Ordner, den
er uns aushändigte, zu finden sei.
Ronald bot uns an, dass sein
Bruder, ebenfalls Zahnarzt, uns gerne am nächsten Tag bei Fragen zur
Seite stehen könnte. Das nahmen wir natürlich dankend an. Also besuchte
er uns einen Tag später und erklärte uns, wie der Kompressor hinter der
Küche und die Einheit funktionieren.
Generell muss man allerdings
sagen, dass in dem von Ekkehard verfassten Ordner wirklich alles sehr
genau und mit Bildern unterlegt beschrieben ist. Vielen Dank an dieser
Stelle noch einmal dafür. So war es ein Leichtes, alles aufzubauen und
an seinen Platz zu räumen.
Die Praxis ist zudem sehr gut
ausgestattet. Es gibt eine große Auswahl an Materialien und
Instrumenten. Alles ist funktionstüchtig, es fehlte uns an nichts.
Lediglich H2O2 vermissten wir das ein oder andere Mal, im Email-Kontakt
mit Ekkehard erfuhren wir allerdings, dass selbst das vorhanden war, wir
hatten es nur nicht finden können. Es steht in einer braunen Flasche
unter dem Spülbecken.
Die Patienten, die uns besuchten, kamen mit den
unterschiedlichsten Anliegen. Manche von ihnen nur zur PZR, andere zur
Füllungstherapie oder Extraktion. Zur Extraktion oder anderen blutigen
Eingriffen unbedingt die separate Absauganlage benutzen und gleich nach
dem Eingriff den Schlauch einmal mit Wasser durchspülen, da das Blut
schnell gerinnt und den Schlauch so verschmutzt.
Viele Patienten
kamen mit einem zahntechnischen Anliegen, sei es Prothesen oder Kronen.
Leider mussten wir sie dahingehend vertrösten. Die Nachfrage ist
allerdings sehr groß.
Ab und an haben die Patienten versucht, über
den Preis zu verhandeln, bitte nicht darauf einlassen. Und unbedingt vor
der Behandlung erfragen, wieviel Geld sie dabei haben. Uns passierte es
einmal, dass eine Frau nach der Behandlung mit zu wenig Geld da stand,
sie zahlte einen Teil und versprach bald wiederzukommen, um den Rest zu
begleichen. Leider sahen wir sie nie wieder.
Die ersten zwei bis
drei Tage war der Andrang sehr groß, viele Familien kommen mit Eltern,
Kindern und Großeltern gleichzeitig. Alle sind sehr herzlich und
geduldig. Nur sprachlich gab es hin und wieder Probleme, da viele
Bewohner nur Quechua sprachen, hier holten wir uns immer Doña Adela zur
Hilfe, sie übersetzte für uns.
Nach den ersten beiden Tagen flaute
es stetig ab, an ein paar wenigen Tagen blieb die Praxis sogar leer. Es
lohnt sich immer, bei einem Marktgang in Sipe Sipe mit den Leuten ins
Gespräch zu kommen, sie wissen meist schon, dass wir entweder Zahnärzte
oder Voluntäre in der Pirwa sind. Versucht so viel Werbung wie möglich
zu machen.
Die Praxis verfügt über eine Funkklingel. Der
dazugehörige Funkempfänger liegt in der Wohnung. So war es uns möglich,
in der Zeit, in der mal keine Patienten kamen, in der Wohnung zu warten,
denn wenn man den Funkempfänger auf den Balkon stellt, reicht das
Signal aus und man hört die Klingel laut und deutlich in der Wohnung.
Alles
in allem war es eine wunderbare Zeit und Erfahrung, in Huancarani zu
arbeiten. Alles war sehr gut organisiert und wir fühlten uns wohl. Vor
allem die Menschen dort trugen dazu bei, dass wir eine sehr schöne Zeit
dort hatten.
Sophia Scheffler & Astrid Gross